Bodenfliesen und die unterschiedlichen Fliesenkategorien
Ein Überblick über verschiedene Fliesentypen und Kriterien
Das Angebot an Fliesen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Heimwerkermärkte und Fliesenstudios bieten eine für den Laien kaum überschaubare Vielfalt an Formaten, Farben und Mustern sowie Qualitäten. Sowohl im privaten Bereich für das kleine Gäste-Bad, den Wellnessbereich, Küche, Wohnzimmer oder auf der Terrasse als auch im gewerblichen Bereich für z. Bsp. Hotels, Restaurants, Bürohäuser oder als keramische Außenwandbekleidung – kaum ein Einsatzgebiet, für die es nicht die richtige Fliese gibt. Aber genau dies ist der springende Punkt: Wie finden Sie die für Sie und Ihr Objekt passende – also richtige – Fliese? Gerne möchten wir Ihnen dabei behilflich sein.
Unterscheidungskriterien von Fliesen
Grundsätzlich werden Fliesen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. So unterscheidet sich die meist glasierte, für Wandbeläge geeignete Steingutfliese von der ebenfalls meist glasierten, für Bodenbeläge geeigneten Steinzeugfliese, deutlich. Der Unterschied ist jedoch rein optisch meist nicht sofort zu erkennen. Der Hauptunterschied ergibt sich aus der Herstellung.
Während die Steingutfliese bei einer Temperatur von ca. 900-1100 Grad gebrannt wird, liegt die Brenntemperatur bei der Steinzeugfliese bei ca. 1150-1300 Grad. Das Resultat ist die unterschiedliche Wasseraufnahmefähigkeit. Diese liegt bei der Steingutfliese mit über 10% deutlich über dem Wert der Steingutfliese mit 0,5- 3%.
Die in glasierter und unglasierter Oberfläche angebotenen Fliesen sind z. Bsp. für Bodenbeläge sehr gut geeignet. Aufgrund einer Brenntemperatur von ca. 1250-1300 Grad, einer sich daraus ergebenden Wasseraufnahme von unter 0,5% und einer Pressung unter hohem Druck, können zwar schwere, aber sehr große Formate von z.B. 150 x 300 cm von geringer Materialstärke hergestellt werden.
Viele Fliesen werden sowohl in glasierter, unglasierter, polierter oder anpolierter (lappato) Oberfläche angeboten. Bei polierten Fliesen empfiehlt sich aufgrund der geöffneten Poren eine Imprägnierung. Neben der Wasseraufnahme ist ein weiteres Unterscheidungskriterium die Abriebfestigkeit glasierter Fliesen.
Abriebfestigkeit glasierter Fliesen
Hierbei werden folgende Klassifizierungen getroffen:
Abrieb I - sehr leicht, für die Verlegung am Boden nur in Ausnahmefällen zu verwenden, Barfußbereich, Bereiche, die ohne kratzende Verschmutzung begangen werden
Abrieb Il - leicht, mit Hausschuhen oder normalem Schuhwerk zu begehen, Bereiche ohne kratzender Verschmutzung, Räume ohne direktem Zugang von außen
Abrieb Ill - mittel, mit Hausschuhen oder normalem Schuhwerk zu begehen, Bereiche, die gelegentlich gering kratzender Verschmutzung ausgesetzt sind, Räume ohne Zugang von außen, nicht geeignet für Küchen, Dielen und häufig genutzte Bereiche
Abrieb IV - stärker, mit normalem Schuhwerk zu begehen, Bereiche, die gering kratzender Verschmutzung ausgesetzt sind, Räume mit direktem Zugang von außen, geeignet für Küchen, Dielen, Loggien und Terrassen
Abrieb V - stark, intensive Benutzung, auch bei stark kratzender Verschmutzung, wie z.B. Küche, Eingangshallen, Büros, Restaurants
Rutschhemmung
Ein weiteres Kriterium zur Klassifizierung von Fliesen ist die sogenannte Rutschhemmung. Leider gehören Stolper- und Rutschunfälle zu den häufigsten Unfallursachen. Damit wird schnell klar, welch wichtige Rolle die Beschaffenheit und die Oberfläche der Fliese spielt.
Folgende Einstufungen werden vorgenommen:
- R9 – geringer Haftriebwert
- R10 – normaler Haftriebwert
- R11 – erhöhter Haftriebwert
- R12 – großer Haftriebwert
- R13 – sehr großer Haftriebwert
- A – trockener Bereich
- B – Barfußbereich
- C – Bereiche mit Wasser
Polierte Oberflächen erreichen meist weniger als R9. Für begehbare Duschen wird R10/B empfohlen. Für die private Nutzung ist in der Regel max. R11 zweckmäßig, da sich mit zunehmenden Haftriebwert das Reinigungsverhalten verschlechtert. Bezüglich der Abmessungen von Fliesen muss zwischen dem Nenn- und Werksmaß unterschieden werden. Während das Werksmaß in der Regel das „tatsächliche“ Fliesenmaß beschreibt, gibt das Nennmaß die Größe inklusive dem Fugenanteil an.
Eine Kaliberangabe beschreibt die zulässige Abweichung zum angegebenen Nennmaß. Kalibrierte Fliesen werden nach dem Brennen auf Maß geschnitten, sind daher sehr maßgenau und die Fugen können mit ca. 2-4 mm entsprechend schmal ausgebildet werden. Werden die Kanten nach der Kalibrierung zusätzlich geschliffen oder gefasst, spricht man von einer Rektifizierung.
Doch damit ist eine Fliese keinesfalls umfassend klassifiziert. Wärmeleitfähigkeit, Frostbeständigkeit, Licht- und Farbechtheit, Brandverhalten und chemische Beständigkeit können - je nach geplantem Einsatz - ein wichtiges Entscheidungskriterium bieten.
Verarbeitung
Spätestens wenn die Fliese ausgewählt ist, stellt sich die Frage nach der richtigen, fachgerechten Verlegung. Auch hier gilt es viele Dinge zu beachten. So ist z.B. das Verlege-Verhalten der diversen Fliesenarten aufgrund der unterschiedlichen Brenntemperatur grundlegend unterschiedlich.
Bodenfliesen sind eigentlich nicht für die Verlegung an einer Wand gedacht. Was im Bereich des Bodens als Vorteil gilt - durch die hohe Brenntemperatur weisen sie ein sehr geringes Wasseraufnahmeverhalten auf - , erfordert in der Verwendung als Wandfliese besondere Fachkenntnis. Mit der geringen Wasseraufnahme sinkt auch das Saugverhalten für den Kleber.
Wandfliesen saugen sich bereits beim Auflegen im Kleberbett fest und sind somit leicht zu positionieren, eine Bodenfliese zeigt dieses Verhalten nicht. Da sie das Wasser im Klebebett nicht aufsaugt und somit eingeklopft werden muss, lässt sich die exakte Verlegung bei vertikalen Ebenen häufig nur schwierig umsetzen.
Doch auch die geringere Festigkeit von Wandfliesen gegenüber Bodenfliesen spielt eine Rolle. Wandfliesen lassen sich wesentlich einfacher schneiden, wodurch weniger ausgebrochene Ränder oder Fehlschnitte entstehen und weniger Material benötigt wird. Durch diese Unterschiede in der Verarbeitung benötigt man jedoch unterschiedliche Werkzeuge für eine exakte Verlegung, insbesondere dann, wenn Bodenfliesen an Wänden verlegt werden sollen.
Die technischen Differenzen bei der Verlegung von Bodenfliesen an der Wand ist also mit einem Mehraufwand verbunden, sodass die Verlegung in der Regel teurer ist, als die Verlegung einer geeigneten Wandfliese.
Nicht zu vernachlässigen ist die Wahl des geeigneten Fugenmaterials, um z.B. die gewollte optische Wirkung zu unterstreichen oder, in technischer Hinsicht, spätere Risse in den Fugen oder Fliesen zu vermeiden. Bei Wandfliesen können die Fugen bei Wahl des richtigen Materials problemlos gestaltet werden.
Bei Bodenfliesen müssen die Fugen wesentlich sorgsamer geglättet werden, was auf einer horizontalen Fläche einfacher ist und damit weniger aufwendig als bei Verlegung der Bodenfliese an einer Wand. Generell ist bei der Verlegung am Boden auf angemessene Dehnungs- oder Bewegungsfugen zu achten.
Spezialisierte Fliesenleger, die wir Ihnen gerne vermitteln, kennen diese Probleme und können sie mittels geeigneter Materialien, Maschinen und Erfahrung zu meistern.
Falls Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben oder Hilfe bei der Auswahl der für Ihr Projekt perfekt passenden Bodenfliese benötigen, nehmen Sie gerne Kontakt mit unserem Team auf. Wir beraten Sie umfassend in allen Fragen zu diesem Themengebiet.